Max Scheler. Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik (1913/1916)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Durch das von der DFG geförderte Editionsprojekt ist eine philologisch und wissenschaftlich gesicherte Herausgabe des Werkes „Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik“ von Max Scheler möglich. Es liegt eine zuverlässige Ausgabe vor, die das Interesse der Forschung sowohl in systematischer Hinsicht als auch mit Blick auf die Philosophiegeschichte berücksichtigt. Das einflussreiche Werk Schelers markiert in der Wende vom 19. Jahrhundert zum 20. Jahrhundert einen inhaltlichen Umschwung in der Philosophie und ist nach wie vor in systematischer Hinsicht von einem besonderen Interesse für die Gegenwartsdiskussionen der Philosophie und angrenzender Wissenschaften ist. Schelers Schrift zur materialen Wertethik ist eines der Hauptwerke der Philosophie des 20. Jahrhunderts, das jedoch bislang in keiner adäquaten Ausgabe vorlag, die den Ansprüchen für Forschung und Studium genügt hätte. Die neue Edition von Schelers Hauptwerk legt den Text der Ausgabe letzter Hand von 1927 in einer editorisch detaillierten Bearbeitung vor, in der die Paginierung der Ausgabe von 1927 ausgewiesen ist. In einem umfänglichen Endnotenapparat wurden sämtliche Änderungen kenntlich gemacht, die durch Dritte in weiteren Ausgaben vorgenommen worden waren. Zudem wurden die von Scheler vorgenommenen Verweise auf eigene und fremde Schriften überprüft und in den Endnoten ggf. korrigiert und komplettiert. Hier finden sich auch Angaben zu den von Scheler genannten Personen und ihren Werken. Die Edition wird komplettiert durch ein Literaturverzeichnis der von Scheler zitierten Schriften und durch ein Personenregister. Das abschließend angefügte Sachverzeichnis folgt ebenfalls der Ausgabe von 1927; das dort enthaltene Sachregister wurde in Begriffe aufgelöst, um eine vorgegebene interpretierende Lesart des Textes zu verhindern. Für Forschung und Studium liegt nun somit eine textkritische Edition vor, welche die Verweisungszusammenhänge innerhalb des Gesamtwerks Max Schelers ebenso berücksichtigt wie die Anknüpfungspunkte, die sich für die philosophische und interdisziplinäre Diskussion ergeben. So kann Schelers Hauptwerk u.a. in seiner Tragweite für die aktuellen Debatten in den philosophischen Disziplinen der Anthropologie und Ethik, der Wissenssoziologie, Phänomenologie, Erkenntnistheorie und Ontologie betont werden. Insbesondere in den Debatten der Ethik offeriert Schelers wirkmächtige Kritik an der Kantischen Pflichtethik klassische Thesen, die in den momentanen Erörterungen der Moralphilosophie mit Blick auf die Relevanz eines moralischen Realismus und der Rolle der Gefühle für das Erfassen von Werten zusehends wieder an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus bieten Schelers Aussagen zur Person, zur Wesensfrage des Menschseins und zur Wissenssoziologie in der aktuellen Forschung die Möglichkeit, den interdisziplinären Austausch zwischen Philosophie und Naturwissenschaften wie auch der Soziologie zu bereichern.