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Erfassung von Schläfrigkeit in funkverkehrgestützter Kommunikation: Sprachsignal-gestützte Mustererkennungsanalyse phonetisch-linguistischer Merkmale zum Aufbau eines automatisierten Schläfrigkeits-Detektionssystems

Subject Area Human Factors, Ergonomics, Human-Machine Systems
General, Cognitive and Mathematical Psychology
Term from 2011 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 202574405
 
Final Report Year 2015

Final Report Abstract

Ziel des Forschungsvorhabens war die Identifikation schläfrigkeitsinduzierter phonetisch-linguistischer Veränderungen der Sprache und die Entwicklung eines darauf aufbauenden, automatisierten Schläfrigkeitsmessverfahrens. Zu diesem Zweck wurde ein schlafdeprivationsbasiertes Sprachkorpus aufgezeichnet. Aufbauend auf Fortschritten der mustererkennungsbasierten Sprachemotionserkennung konnte ferner ein hybrides brute-force und theoriegeleitetes Kennzahlenset extrahiert werden. Die Kernergebnisse des Projekts sind im Kontext der akustischen Schläfrigkeitserkennung: (a) Ersetzen artifizieller durch realitätsnahe Validitätsschätzungen; (b) Geschlechtsspezifische Detektionsraten-Unterschiede (c) Identifikation von akustischen Schläfrigkeitskorrelaten; (d) Multivariate Regressionsergebnisse akustischer Merkmale; (e) Schläfrigkeitsskalierte Referenzwerte: Unimodale vs. multimodale Annotation; (f) Entwicklung eines hybriden Forschungsparadigma. Unabhängig von den bislang generierten Erkenntnissen stellt der Aufbau eines realitätsnahen, moderate Schläfrigkeitsintensitäten berücksichtigenden Korpus das wichtigste forschungsinfrastrukturelle Kernergebnis des Projekts dar. Aus der Perspektive der forschungsstrategischen Wertschöpfung des Projekts kann man die Entwicklung eines hybriden, theorie- und datengeleitete Zugänge integrierenden Ansatzes betonen. Die Integration von Interpretations-orientierten phonetischen mit Performanz-orientierten brute-force Ansätzen eröffnet in Zukunft den Feldern der Stimm-, Video- und Biosignalforschung ein versöhnliches drittes Paradigma. Die Detektion von kritischen Schläfrigkeitszuständen stellt aus der Perspektive von Unfallprävention, Komfortsteigerung und Optimierung von Arbeitsleistung sowohl im betrieblichen als auch privaten Umfeld eine wertvolle Bereicherung dar. Zentrale Einsatzfelder sprachlicher Schläfrigkeitsdetektion liegen in kommunikationsintensiven Tätigkeiten (z.B. bei Fluglotsen oder bei Telefon- und Funkverkehr-gestützten Arbeitsplätzen im Allgemeinen), bei der auf eine bereits vorhandene Kommunikationsinfrastruktur zurückgegriffen werden kann. Ferner ist der Einsatz auch in sprachgesteuerter Human-Computer-Interaction z.B. im Rahmen von Assisted Living Anwendungen denkbar, um empathischere, auf die aktuelle schläfrigkeitsinduzierte Bedürfnislage abgestimmte Dialogführung zu ermöglichen. Schließlich ist die schläfrigkeitsforschungbezogene wissenschaftliche Nutzung von Sprachdaten, die über mobile Endgeräte aus Telefonaten (oder Hintergrundgesprächen) zugänglich werden, eine denkbare Anwendungssituation, um langfristig Aussagen zu Determinanten von Schläfrigkeit in privaten Alltagssituationen treffen zu können. Vor dem Hintergrund dieser Anwendungsfelder könnten zukünftige Forschungsbemühungen aufbauend auf dem realitätsnahen Schläfrigkeitskorpus und den gewonnenen Annotations-Erkenntnissen ein automatisiertes Schläfrigkeitsmessverfahren zur kontinuierlichen Überwachung des Schläfrigkeitszustandes entwickeln. Wenn Detektionsraten verbessert werden sollen, bietet sich die Anreicherung mit videobasierten Ansätzen an. Diesen Ansatz unterstreichen die Ergebnisse des Projekts, die die höchste Reliabilität und Validität für Systeme zeigen, die Video- und Audio- Informationen kombinieren. Zudem ist die Bereicherung um peripherphysiologische Daten wie Herzratenvariabilitäten ein vielversprechender, weil mit robuster Sensorik erfassbarer Ansatz einer multimodalen Schläfrigkeitserkennung. Die folgenden Ergebnisse sind eher überraschend: bessere Detektionsraten für männliche Probanden und die Bedeutung von Expertise und Kontextinformation bei der Annotation von Schläfrigkeit von naiven Ratern, Experten und Versuchsleitern. Des Weiteren konnte eine Vielzahl von bisher unberücksichtigten Korrelaten auf der Ebene der Artikulations- und Stimmqualitäts-bezogenen akustischen Merkmalen identifiziert werden. Überraschend sind darüber hinaus auch die moderaten, nach unten korrigierten Detektionsraten von reinen Audio-basierten Systemen, die bislang durch die Nutzung von wenig realitätsnahen Schläfrigkeitsdaten maskiert wurden. Für zukünftige Applikationsszenarien von Schläfrigkeitsmesssystemen deutet sich daraus abgeleitet an, dass erst multimodale Audio-Video-Physiologie-Systeme die Anforderungen an hohe Messgenauigkeiten erfüllen können. (a) TV-Beiträge: ARD-Mittagsmagazin, 04.12.2013; WDR Lokalzeit Bergisches Land, 18.11.2013; WDR "daheim+unterwegs", 21.05.13; WDR-Aktuelle Stunde, 26.10.13; WDR Lokalzeit, 20.04.13; WDR Lokalzeit, Bergisches Land, 26.10.12; ARD "W wie Wissen", 13.10.13; Lokalzeit Ruhr, „Mittagsschläfchen am Arbeitsplatz“, 18.02.2014; ZDF-Info "Cyber Emotions - Im Netz der Gefühle", 30.09.13; WDR-Lokalzeit aus Dortmund: "Gesundheitsförderung in der Arbeitspause", 10.12.2013, WDR-Lokalzeit, "Ein Schläfchen im Büro, 03.12.2013 (b) Rundfunk-Beiträge: Deutsche Welle, 05.11.13, „Voice analysis: an 'objective' diagnostic tool based on flawed algorithms?“; Radio Wuppertal, 20.02.14; Radio RSG, Thema Schlaf, 28.05.2014; Deutschlandradio „Menschenversteher“, 31.12.14 (c) Printmedien-Beiträge: Bild-Zeitung, Forscher erkennen Depressionen an der Stimme, 25.03.13; Zeit-Magazin, „Der Klang der Seele“, Sept, 2013; Handelsblatt, 29.08.14, „Träum weiter“; Technology Review 03/2014, Bild Zeitung 23.05.13 „Forscher erkennen Depressionen an der Stimme“; Bild-Zeitung, „So stressig sind unsere Autobahnen“, 18.09.14; Süddeutsche Zeitung, 21.02.13; P.M., Klang der Krankheit, Nov. 2012; The Verge, From Alzheimer's to ADHD: what doctors can diagnose from your voice alone, July 17, 2014

Publications

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    Cummins, N., Epps, J., Sethu, V., & Krajewski, J.
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