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Tradition, Technologie und Kommunikationsstrukturen des Töpferhandwerks der Trichterbecherkultur

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 197500339
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die im Rahmen des Projektes gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass neben der Auswertung von Gefäßformen und Verzierungen auch die Analyse von technologischen Merkmalen einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis trichterbecherzeitlicher Gesellschaftsstrukturen leisten kann. Dies trifft in besonderem Maße auf die Rekonstruktion von Interaktionen und Beziehungen zwischen verschiedenen Siedlungen bzw. Siedlungsräumen innerhalb einer Mikroregion zu. So war es möglich, in verschiedenen trichterbecherzeitlichen Mikroregionen eine unmittelbare Beziehung zwischen Monumenten und Siedlungen anhand der zur Töpferei gebrauchten Ausgangstone nachzuweisen. Diese Übereinstimmungen im Rohmaterial von verschiedenen Fundstellen innerhalb einzelner Siedlungsräume werden als verbindendes wirtschaftliches Element gewertet. Dabei weist die Nutzung von gemeinsamen Tonvorkommen auf das Vorhandensein von sozialen Kontakten innerhalb regionaler Netzwerke hin. Darüber hinaus deuten die Keramikanalysen darauf hin, dass es sich bei den Bewohnern der jeweiligen Regionen auch um Bestattungsgemeinschaften gehandelt hat, die die verschiedenen Grabanlagen ihrer Umgebung als Bestattungsplätze für ihre Toten genutzt haben. Hingegen ergaben sich anhand der verwendeten Rohmaterialien für keinen der untersuchten Kleinräume sichere Hinweise auf überregionale Austausch- und Handelsverbindungen. Vielmehr scheint es sich um relativ abgeschlossene Siedlungsräume gehandelt zu haben. Darüber hinaus konnten auch auf der überregionalen Ebene Aussagen zu handwerklichen Traditionsräumen innerhalb des Verbreitungsgebietes der Trichterbecherkultur gemacht werden. Beispielsweise ergaben sich im Rahmen der Keramikanalysen technologische Unterschiede zwischen der Westgruppe und der südlichen Nordgruppe der Trichterbecherkultur. Zur Klärung von Kontinuitätsfragen konnten die Untersuchungen ebenfalls einen wichtigen Beitrag liefern. Bei mehreren Fundplätzen deuten die Nutzung derselben Tonlagerstätten und die Fortentwicklung der Technologie auf eine kontinuierliche Entwicklung zwischen der Trichterbecher- und Einzelgrabkultur hin. Im Gegensatz dazu zeigten sich sehr deutliche Unterschiede hinsichtlich der Herstellungstechnik zur Ertebølle-Kultur und zum Frühneolithikum, so dass von einem Bruch in der Keramiktradition ausgegangen werden kann. Das Projekt zur Tradition und Technologie des Töpferhandwerks konnte somit zu verschiedenen Aspekten der gesellschaftlichen Organisation wichtige Erkenntnisse erzielen, die sowohl die lokale als auch die überregionale Ebene innerhalb der Trichterbecherkultur betreffen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2012: Neue Forschungen zur Tradition, Technologie und Kommunikationsstrukturen des Töpferhandwerks der Trichterbecherkultur – erste Ergebnisse archäometrischer Untersuchungen. In: M. Hinz / J. Müller (Hrsg.), Siedlung, Grabenwerk, Großsteingrab. Studien zu Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt der Trichterbechergruppen im nördlichen Mitteleuropa. Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 2, 463-471. Bonn
    Nösler, D., Struckmeyer, K. U. Jöns, H.
  • 2013: Archaeometric Analysis of Pottery Technology in the Funnel Beaker Culture. A case study: Tannenhausen, East Frisia (Germany). Journal of Neolithic Archaeology 15, 55-63
    Struckmeyer, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.12766/jna.2013.004)
  • 2014: Archäometrische Analysen an Keramik aus dem Megalithgrab „Denghoog“ (LA 85). In: M. Wunderlich, J. K. Koch u. P. Dieck, Denghoog – Großeibstadt – Rastorf. Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 5, 127-132. Bonn
    Struckmeyer, K.
  • 2015: Archäometrische Analysen an Keramikmaterial aus Nordwestdeutschland. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 38, 107-121
    Struckmeyer, K.
  • 2015: Michelsberg and Oxie in contact next to the Baltic Sea. In: J. Kabaciński et al. (Hrsg.), The Dąbki Site in Pomerania and the Neolithisation of the North European Lowlands (c. 5000-3000 calBC). Archäologie und Geschichte im Ostseeraum 8, 465-478. Rahden/Westf.
    Mischka, D., Roth, G. U. Struckmeyer, K.
 
 

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