Die Studie "Nach Bologna: Gender Studies in der unternehmerischen Hochschule" leistet zweierlei: Sie liefert zum einen bislang nicht gekannte Einblicke in die Umsetzung des Studienreformimperatives in den Studienalltag. Zum anderen beschreibt sie erstmalig den Status quo der Gender Studies Studiengänge. Aus der politischen Aufforderung zur Reform ist im Verlauf der 2000er Jahre Studien-Realität geworden. Insbesondere die ersten Jahre der Umsetzung des vage formulierten Reformauftrages waren durch große Offenheit und Kontingenz gekennzeichnet. In den Universitäten gab es keine genauen Vorstellungen davon, was ein Modul oder Leistungspunkte sein könnten. In dieser Phase des Experimentierens und Aushandelns eröffneten sich Handlungsmöglichkeiten, die unter anderem von Akteur_innen mit einer Gender Studies Agenda kreativ genutzt worden sind. Es folgte eine Phase der Konsolidierung. Während an früh gestarteten Universitäten erste verbindliche Vorgaben für die Gestaltung der neuen Studienformate ausgehandelt worden sind, startete an anderen Standorten der Umstellungsprozess nun bereits mit genauen Angaben zu Modulgrößen und Punkteverteilungen. Gegen Ende der 2000er Jahre setzte in den Universitäten, nicht zuletzt unter dem Eindruck der Studierendenproteste des Jahres 2009, das Nachsteuern ein, das vor allem eine Vereinheitlichung des Studienangebotes beinhaltet hat. Hatten in der ersten Umbauphase die Fächer noch viel Gestaltungsspielraum, gibt es nunmehr striktere Vorgaben von den Leitungsebenen. Ein neuer Reformstil scheint sich durchgesetzt zu haben, der nicht mehr auf Verhandlung sondern auf Weisung setzt. Die veränderten Steuerungsformen und Finanzierungsmodalitäten an den Hochschulen beginnen spätestens jetzt ihre Wirkung zu zeigen. Die nahezu zeitgleich zur Umsetzung der Studienreform an den Universitäten eingerichteten Gender Studies Studiengänge sind durch eine große Heterogenität gekennzeichnet, die auf die sehr unterschiedlichen lokalen Bedingungen der Gender Studies Programme zurückzuführen ist. Disziplinäres Profil wie inhaltliche Ausrichtung der Programme hängen von dem am Standort in der Lehre engagierten Personen ab. Das Verfügen über eigene Lehrkapazitäten ist ein Garant für Qualität und Kontinuität von Lehre und Betreuung – ist aber nur an einzelnen Standorten gewährleistet.