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Entangled Asia: Chinesische und koreanische Austauschstudierende in Japan, 1880-1920

Fachliche Zuordnung Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 47611949
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt mündete in der Dissertation mit dem Titel „Entangled Asia: Koreanische Austauschstudenten und japanische Protestanten, 1900 – 1920.“ In Mittelpunkt der Arbeit steht dabei die Frage nach der Herausbildung eines „asiatischen Protestantismus“ anhand der Interaktion zwischen mehrheitlich christlichen koreanischen Studenten und japanischen Protestanten während der Meiji- und der Taishō-Zeit. Zu diesem Zweck richtet sich der Fokus der Arbeit auf protestantische Institutionen, wie Kirchen, das YMCA und die indigene japanische Mukyōkai-Bewegung, in deren Rahmen regelmäßige Begegnungen zwischen koreanischen Studierenden und japanischen Akteuren stattfanden. Indem die Arbeit das Wirken einzelner nicht-staatlicher Akteure und Akteursgruppen betont, schließt sie an jüngste Entwicklungen auf dem Gebiet der Globalgeschichte an. Die Arbeit trägt damit zur Klärung folgender Aspekte: Zunächst sind hier die bislang oft ignorierten Verflechtungen der japanischen Protestanten mit dem japanischen Imperialismus zu nennen. Weiterhin korrigiert die Arbeit die übliche Unterordnung der koreanischen kolonialen Geschichte unter die Haupterzählung des japanischen Imperialismus, indem sie dem Wirken der koreanischen Studenten mehr Raum gewährt. Die Dissertation leistet mithin einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der Narrative in Korea und Japan, die bis heute von nationalgeschichtlichen Vorstellungen geprägt sind. Dies dient darüber hinaus der Vermeidung eines Top-down-Ansatzes bei der Analyse der regionalen Vernetzung zwischen Japan und Korea und zeigt, dass die Ausbreitung des Protestantismus in Ostasien nicht allein als Nebenprodukt einer am Westen orientierten Modernisierung zu interpretieren ist. Somit wird der Geschichte Ostasiens eine neue Ebene hinzugefügt werden, die zu einem differenzierteren Bild der Modernisierungsprozesse in nichtwestlichen Gesellschaften beiträgt. Die Analyse der Zeitschriften koreanischer Studenten wie Hakjikwang und Ajia Kōron sowie japanischsprachiger protestantischer Zeitschriften der Meiji- und Taishō-Zeit (u.a Shinjin, Kaitakusha und Jōmō Kyōkai Geppō) hat gezeigt, dass insbesondere jene japanischen Akteure, die regelmäßig mit koreanischen Studenten in Kontakt kamen, sich ein im Vergleich zum öffentlichen Diskurs differenziertes Bild aneignen konnten und dies auch, mit Verweis auf den gemeinsamen Glauben und dessen globalen Charakter, im öffentlichen Raum kommunizierten. Koreanische Studenten wurden hier nicht lediglich als koloniale Untertanen, sondern als Diskussions- und Gesprächspartner auf Augenhöhe wahrgenommen, was durch ethnische und sprachliche Gemeinsamkeiten wie auch die Religion begünstigt. Doch forderten genau jene Akteure, die eine nationalistische Agenda verfolgten, vehement die Formierung eines „ostasiatischen“ Christentums. Damit schlossen sie an bestehende Diskurse über die Einheit Ostasiens an, verfolgten dabei jedoch ihre eigene Agenda, die sich mit den Kolonialbehörden zwar überschnitt, nicht jedoch mit dieser identisch war.

 
 

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