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Erzählform und Weltsicht. Umrisse einer kulturwissenschaftlichen Poetologie des Höfischen Romans
Antragstellerin
Professorin Dr. Cordula Kropik
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 193394462
Dichtung bildet ‘Wirklichkeit’ nicht ab, sondern sie bildet sie nach. Sie erzeugt ein Bild von der Welt, das der Erfahrung der ‘wirklichen’ Welt in bestimmten Vorstellungen davon gleicht, wie ‘Welt’ zusammenhängt und funktioniert. In ihrer Eigenschaft als eine Realisationsform jener ‘Ordnung des Imaginären’, die auch die Wirklichkeit strukturiert, hat sie in jüngerer Zeit vermehrt das Interesse der historischen Kulturwissenschaften gefunden. Dabei wurde immer wieder die Frage nach dem Verhältnis von Dichtung und Wirklichkeit gestellt, bei der auch meine Untersuchung ansetzt. Ihr Interesse gilt dabei weniger der literarischen Repräsentation spezifischer Mentalitäten, kultureller Muster o.ä., als vielmehr der Art und Weise, wie Dichtung die Welt als Ganze entwirft. Sie erörtert, welche Strukturprinzipien die Welt der Dichtung überhaupt zu einem Äquivalent der ‘wirklichen’ Welt formen, vor allem aber, wodurch sie sich als typisch dichterisch auszeichnen. Der Blick auf den höfischen Roman ergibt sich in diesem Zusammenhang nahezu von selbst: Es gibt wohl keine andere Gattung des Mittelalters, die die Artifizialität der von ihr geschaffenen Welten derart ostentativ herausstellt und die gleichwohl – oder gerade dadurch – so dezidiert auf die ‘wirkliche’ Welt verweist. Dass sie im Laufe ihrer Entwicklung vom Hoch- zum Spätmittelalter immer wieder neue, sich aufeinander beziehende und aufeinander antwortende Weltentwürfe entwickelt, lässt zudem darauf schließen, dass sie sich aktiv mit zeitgenössischen Vorstellungen über den Lauf der Welt und dem Problem ihrer literarischen Darstellung auseinandersetzt. Aus dem Versuch, diese Auseinandersetzung unter verschiedenen Perspektiven systematisch zu beschreiben, ergeben sich die Umrisse einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Poetologie des höfischen Romans.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen