Aufgrund der Ausgrabungs- und Surveyergebnisse – Lesefunde der Surveys, die Dokumentation der Inschriften und kultureller Zentren in dieser Region – ist ein komplexes und permanentes Siedlungssystem in Tanah Datar zu erkennen, das sich spätestens in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit der Herrschaftsphase Ādityavarmans gebildet hat. Die Gegend erlangte einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Export von Gold und Metallwaren und konnte den Überschussertrag aus dem Nassreisfeldbau in Luxusgüter des internationalen Handels investieren. Aspekte einer staatlichen Organisation werden durch infrastrukturelle Maßnahmen wie dem Bau der Bewässerungskanäle und der in den Inschriften Ādityavarmans propagierten Gründung von Klöstern oder der Errichtung öffentlicher Bauwerke beleuchtet. Grabungs- und Surveybefunde weisen auf die Existenz solcher Einrichtungen entlang wichtiger Kommunikationsrouten. An wichtiger geostrategischer Lage bildet die großflächige Siedlung auf dem Bukit Gombak und Bukit Kincir das regionale Zentrum, an dem bis weit ins 17. Jahrhundert eine differenzierte, Handel und Handwerk betreibende Gesellschaft etabliert war. Als vermutlicher Herrschaftssitz ab der Zeit Ādityavarmans ist der Ort auch Schnittstelle überregionaler Beziehungen zum Tiefland und den Küsten Sumatras. Die hier zu beobachtende Siedlungsintensität und -dichte steht symptomatisch für die progressive gesellschaftliche Entwicklung in Tanah Datar. Dass die Region dadurch einen besonderen Reiz auf die benachbarten Hochlandregionen ausübte, lässt sich aufgrund des Transfers kultureller Merkmale im Kontext der frühen islamischen Friedhöfe vermuten. Archäologische Beobachtungen in den Nachbartälern, namentlich in Mahat, lassen auf ebenso dynamische, wenngleich in ihrer kulturellen Ausdruckskraft und politischen Erscheinungsform deutlich verschiedene Entwicklungen schließen. Ob es sich um synchrone oder diachrone Entwicklungen handelt, ist aufgrund fehlender chronologischer Fixpunkte noch nicht eindeutig zu beantworten. Dennoch ist insbesondere in Mahat die Tendenz zu einem territorialen Siedlungsverhalten zu erkennen, was angesichts der alternativen Lebensmöglichkeiten und geringen Populationsdichte in einem sehr weiträumigen und fruchtbaren Lebensraum im Hochland von Sumatra nicht selbstverständlich ist. Es ist daher stark zu vermuten, dass grundsätzlich vergleichbare Tendenzen trotz ihrer formalen Unterschiede gemeinsame Ursachen haben. Sie liegen – so die durch die Projektergebnisse untermauerte These – in der durch die Beziehungen zum Tiefland geförderten Etablierung politisch unabhängiger Wirtschaftsräume, die in ihrem Bemühen um Eigenständigkeit und territorialer Kontrolle auch besondere Marken einer kulturellen Identität setzten.