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La Débâcle. Die literarische Verarbeitung der französischen Niederlage von 1870/71 und der Aufstieg der Intellektuellen (1871 - 1898).
Antragsteller
Professor Dr. Wolfram Pyta
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 187497266
Zwischen 1871 und 1898 wurden in Frankreich rund 170 Titel der erzählenden Literatur publiziert, die sich auf die Kriegsniederlage von 1870/71 beziehen. Dieses Korpus soll mit der von Pierre Bourdieu entwickelten Theorie des literarischen Feldes untersucht werden, um sich der genuin geschichtswissenschaftlichen Frage anzunähern, welche Bedeutung die geistige Verarbeitung des „Debakels“ (Émile Zola) für die politische Kultur der Dritten Republik sowie für den Aufstieg des Intellektuellen zu einem der wichtigsten Sozialtypen der Moderne besaß. Interdisziplinär und innovativ ist die Vorgehensweise, Literatur als historische Quelle zu nutzen und zugleich ihrem ästhetischen Eigenwert Rechnung zu tragen. Durch diesen Zugriff soll zum einen die Wechselwirkung zwischen literarischem und politischem Feld in der Dritten Republik herausgearbeitet, zum anderen die bisher allgemein angenommene „Geburtsstunde“ des Intellektuellen in der Dreyfus-Affäre kritisch hinterfragt werden. In einem ersten Schritt soll das Quellenkorpus umfassend untersucht werden, um typische Deutungen der französischen Kriegsniederlage von 1870/71 zu identifizieren und sie in übergreifend gültigen Erzählmustern zu systematisieren. In einem zweiten Schritt sollen die aus der narratologischen Analyse gewonnenen Einteilungen qualifiziert werden, indem sie mit den soziobiographischen Daten der Autoren und ihrem jeweiligen politischen Kontext verknüpft werden. In einem dritten Schritt widmet sich das Projekt der Frage, inwieweit solche literarisch vermittelten Deutungen über intellektuelle Zirkel und literarische Salons von Repräsentanten der Dritten Republik aufgegriffen und für die eigene politische Arbeit fruchtbar gemacht wurden. Dadurch soll der intellektuell-politische Kampf um die Deutungshoheit über die Ereignisse von 1870/71 rekonstruiert und in die politik- und literaturgeschichtliche Entwicklung der Dritten Republik eingebettet werden. Ergebnis des Forschungsprojekts soll eine eigenständige Monographie sein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen