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Die Ordnung der Assistierenden Interaktion Videographische Analyse von Pflegesituationen

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2005 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 18672667
 
Final Report Year 2008

Final Report Abstract

Das aus der "Selbstbestimmt-Leben-Bewegung" hervorgegangene Modell der "Persönlichen Assistenz" soll die ,Emanzipation' körperbehinderter Menschen vorantreiben helfen - eben mittels der Inanspruchnahme von "Persönlichen Assistenten", die körperbehinderten Menschen ,zur Seite' stehen (sollen), wenn und so, wie diese es wünschen. In Anlehnung an Erving Goffman - und vor der Vergleichsfolie von Interaktionen im Bereich der ambulanten Pflege - sollte in diesem Forschungsprojekt nun die "Interakfionsordnung" dieser Assistenzbeziehungen in den Blick genommen werden. Dabei wurde der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen das Selbstbesfimmungspostulatfür die Interakfionen in den davon betroffenen Pflegebeziehungen hat. Oder, genauer; Auf welche Weise .Selbstbesfimmung' und .Autonomie' unter eingeschränkten Bedingungen interaktiv aufrechterhalten bzw. hergestellt werden bzw. an welchen Stellen dies gerade nicht gelingt oder nicht geschieht. Dabei wurden nicht nur sprachliche, sondern in besonderem Maße auch körperiiche Aspekte der Interakfion berücksichtigt. .Selbstbesfimmung' wurde als erklärtes Ziel derjenigen, die Assistenz in Anspruch nehmen, und insofern als Rahmen betrachtet, der die Interakfionssituation in spezifischer Weise prägt und deshalb im Kontext mit zu berücksichtigen ist. Mittels Videographie. teilnehmender Beobachtung sowie gering standardisiertem Interview wurden bei fünf Assistenznehmerinnen und zwei Empfängerinnen von häuslicher ambulanter Pflege Daten erhoben und wissenssoziologisch- hermeneutisch ausgewertet. Durch die in Form einer ..fokussierten Ethnographie" (vgl. Knoblauch 2001) angelegte Studie konnte aufgezeigt werden, dass sich Assistenzinteraktionen tatsächlich nach den Relevanzen der Assistenznehmerinnen richten und insofern deren "Selbstbesfimmtheif ermöglichen bzw. befördern. Der Blick auf die Details von Assistenzinterakfionen zeigt aber auch, dass der Spielraum, die einzelnen Interakfionen zu gestalten, wesentlich größer ist, als es konzepfionell vorgesehen ist - und zwar deshalb. weil die einzelnen Charaktere jeweils unterschiedliche Relevanzen setzen und weil diese Relevanzen mehr umfassen, als das reine Anleiten und Umsetzen von konkreten Vorgaben. In den tatsächlich statthabenden Assistenzinterakfionen lassen sich auch andere Strategien der Assistenznehmerinnen erkennen, ihre Assistenfinnen zu besfimmten Täfigkeiten (oder Unteriassungen) zu bewegen, als es das Modell erahnen lässt. Dies sind zum einen der im Modell so nicht bedachte (oder dort zumindest nicht ausformulierte) Einsatz indirekter sprachlicher und parasprachlicher .Stilmittel', zum anderen aber auch verschiedene nonverbale Aktivitäten, die zusammengenommen offenbar einen wichtigen Raum in der Vermittlung grundlegender Relevanzen einnehmen. Man könnte somit auch sagen, die Relevanzen der Assistenznehmerinnen können und müssen zum Teil auf subfilere bzw. vielschichtigere Weise vermittelt werden, als es das Modell erahnen lässt; eben deshalb, weil auch die zu vermittelnden Relevanzen zum Teil subfiler bzw. vielschichtiger sind, als es durch stefig präzise, verbale und direkte Aufforderungen an die Assistenfinnen zu vermitteln wäre.

Publications

  • Karsten Altenschmidt, Lakshmi Kotsch; "Sind meine ersten Eier, die ich koche, ja". Zur interaktiven Konstruktion von Selbstbestimmung in der Persönlichen Assistenz körperbehinderter Menschen. In: Anne Waldschmidt, Werner Schneider (Hg.): Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung. Erkundungen in einem neuen Forschungsfeld, transcript Verlag, Bielefeld 2007, S. 225-247.

 
 

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