Understanding forest policy change through discourse - a comparative analysis of US and German public forest land policy
Final Report Abstract
Die öffentliche Waldpolitik im Pazifischen Nordwesten der Vereinigten Staaten hat in den letzten 25 Jahren einen dramatischen Wandlungsprozess erfahren. Eine aktive Umweltbewegung hat es über Gerichtsverfahren und über die gezielte Ausnutzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse geschafft, während einer Phase intensiver Konflikte („Timber Wars“, “Spotted Owl-Konflikt“) eine grundlegende Veränderung der öffentlichen Waldpolitik in der Region zu erzwingen. Damit ging ein waldpolitischer Paradigmenwandel von einem Modell der nachhaltigen Holzproduktion bzw. der Liquidation von Primärwäldern zu Ökosystemmanagement bzw. ökologischer Restoration einher. Als Folge kam der zuvor sehr hohe Holzeinschlag in den National Forests weitgehend zum Erliegen. Sozial und ökonomische Umbruchprozesse begleiteten diesen Politikwandel, der im Kern innerhalb weniger Jahre von statten ging. In diesem Forschungsvorhaben ging es darum, diesen politischen Wandel und seine Nachwirkungen auf die Waldpolitik mit einer interpretativen Methodik zu analysieren und zu verstehen. Dazu wurden eine umfassende Literatur- und Dokumentenanalyse sowie Interviews mit 35 politischen Akteuren im Pazifischen Nordwesten durchgeführt. Die Ergebnisse zeichnen nicht nur den dramatischen Wandel in der Waldpolitik und die Bedeutung umweltpolitischer Strategien (z.B. die „Vergerichtlichung“ und „Verwissenschaftlichung“ des Konfliktes) nach, sondern geben auch einen Eindruck von der Komplexität der aktuellen Waldpolitik in der „Konsolidierungsphase“ nach dem Politikwandel. Die Waldpolitik im Pazifischen Nordwesten ist dabei weiterhin durch polarisierte Interessengruppen geprägt: Während Umweltgruppen bemüht sind, den Erfolg des markanten Politikwandels zu Beginn der 1990er Jahre (weitgehender Schutz der National Forests) zu verteidigen, versucht ein Teil der forst- und holzwirtschaftlichen Akteure, wieder eine auf mehr Holzproduktion ausgelegte öffentliche Waldpolitik im Pazifischen Nordwesten zu erreichen. Dabei bilden der Zustand bzw. die „Gesundheit“ der Wälder, Waldbrände und der Klimawandel nur mögliche Bausteine rhetorischer Strategien, die den Status Quo erhalten oder aber erneuten Politikwandel begründen sollen. Insgesamt stellt die Waldpolitik im Pazifischen Nordwesten der USA einen in mancherlei Hinsicht einmaligen Fall dar, beispielsweise was Ausmaß und Geschwindigkeit des Politikwandels betrifft. Dieser Fall ist jedoch zugleich auch exemplarisch für gravierenden Politikwandel und dessen Nachwirkungen und beispielhaft für die Ausprägung großräumiger Umwelt- und Ressourcennutzungskonflikte. Rhetorik, Strategien und Wirken der Akteure sind darauf gerichtet, aus der Komplexität naturräumlicher und sozioökonomischer Faktoren Sinn zu produzieren und damit eine politische Handlungslogik zu legitimieren, die ihren Interessen und Überzeugungen am besten gerecht wird. Die Interpretationen des Wandels, seiner Ursachen und Auswirkungen durch die Akteure selber sind dabei auch Zeugnis für die Komplexität und Widersprüchlichkeiten, denen Wald- und Umweltpolitik an der Schwelle zum 21 Jahrhundert ausgesetzt sind.