Orientalische Quellen zum Kirchenrecht - Edition und Übersetzung pseudapostolischer Kirchenordnungen in arabischer Überlieferung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ausgangspunkt des Projekts war der Umstand, dass die arabische Rechtsliteratur der orientalischen Christen bisher nur ganz ungenügend behandelt wurde. Grundlage jeder wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesem Gebiet ist das Vorhandensein kritischer Ausgaben der arabischen Quellen. Zweck des Projekts war es, der ungenügenden Quellenlage bezüglich eines Werks, nämlich der umfangreichen "Arabischen Didaskalie", einer Übersetzung der griechischen "Apostolischen Konstitutionen" abzuhelfen und kritische Ausgaben von dessen Versionen nebst Übersetzungen herzustellen. Das Projekt wurde in der Zeit vom 2011 bis 2018 bearbeitet. Da sich der Gegenstand wegen einer vorher nicht bekannten dritten, unterschiedlichen Version des Werkes und der Vielzahl der Handschriften (über 40) in nicht vorhersehbarer Weise ausweitete, konnte das Projekt bei Auslaufen der Förderung noch nicht beendet wurde. Die beiden Mitarbeiter erklärten sich aber bereit, teilweise unentgeltlich daran weiterzuarbeiten. Die Hauptarbeiten konnten im Februar 2021 abgeschlossen werden, so dass nur noch die endgültige Erstellung der Veröffentlichungsmanuskripte aussteht. Der wesentliche Inhalt der Arbeiten bestand in der Kollationierung der Handschriften, der Erstellung der kritischen Texte und der deutschen Übersetzung. Dies wurde hauptsächlich von den Mitarbeitern durchgeführt. Der Projektleiter befasste sich mehr mit Einleitungsfragen, die einen eigenen Band von etwa 200 Seiten füllen. Die Bearbeitung der sog. "Vulgatafassung" dauerte angesichts der Menge der Handschriften erheblich länger, als anfangs vorauszusehen war. Es erschien aber nicht sinnvoll, das Projekt auf nur eine oder zwei der Versionen zu beschränken, weil sonst das Ziel, die Arabische Didaskalie umfassend zugänglich zu machen, verfehlt worden wäre. Besondere Schwierigkeit bereitete die Übersetzung des arabischen Textes. Es handelt sich nicht um klassisches Arabisch, sondern um die mittelalterliche ägyptische Volkssprache der einheimischen Christen, deren Eigenheiten, nicht zuletzt deren Semantik, noch längst nicht ausreichend erforscht sind. Nach vorläufiger Erstellung der arabischen Texte und der Übersetzungen fanden in den letzten drei Jahren regelmäßig noch etwa 160 mehrstündige Skype-Konferenzen statt, an denen die Mitarbeiter und der Projektleiter teilnahmen. Dabei wurden alle problematisch erscheinenden Stellen der drei Versionen und deren Übersetzung ausführlich diskutiert. Wesentlichstes Ergebnis des Projektes ist, dass die drei Versionen der Arabischen Didaskalie nun erstmals in kritischem Text und mit deutschen Übersetzungen vorliegen. Sie können, wenn sie gedruckt sind, als Grundlage für die weitere theologische, historische, rechts-geschichtliche und sonstige Forschung dienen. Daneben konnten noch eine Reihe literargeschichtlicher Fragen geklärt werden, u. a. das nähere Verhältnis zu den "Apostolischen Konstitutionen", das auch für diese griechische Quelle von Bedeutung ist. Neben dem erwähnten Einleitungsband sollen drei weitere Bände veröffentlicht werden, in denen die Vulgata-Version (2 Bände) und die beiden anderen Versionen (in einem Band synoptisch gegenübergestellt) enthalten sind.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Frühes Christentum im Originalton, in: Agora. Magazin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, 27. Jahrgang, Ausgabe 2, Eichstätt 2011, S. 18-19
Hubert Kaufhold - Andreas Ellwardt