Die Stupa-Anlage von Kanganhalli: kunstwissenschaftliche und religionsgeschichtliche Auswertung der rund sechzig neu entdeckten Reliefs
Final Report Abstract
Die Untersuchung der Reliefs von ca. 3 m Höhe, die jeweils zwei übereinander gestellte Szenen mit zumeist narrativen Charakter umfassen, unter Berücksichtigung von literarischen Quellen und Vergleichsdarstellungen, erbrachte wertvolle Erkenntnisse sowohl für die Erforschung der frühen buddhistischen Kunst wie auch des Buddhismus im Allgemeinen. Vieles deutet daraufhin, dass die textliche Basis der Reliefs nicht zur Theravada-Tradition gehört, sondern dem „nördlichen“ Buddhismus nahestand. Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung ist die Rekonstruktion der ursprünglichen Reihenfolge der Großreliefs. Diese erbrachte, dass in einigen Fällen Erzählungen nicht in den übereinander gestellten Szenen einer Reliefplatte, d.h. vertikal, zu lesen sind, sondern horizontal aus Szenen, die auf verschiedenen Steinplatten nebeneinander standen. Die Herstellung der Großreliefs in Kanaganahalli hat einige Generationen gedauert. Der frühe Stil ist auf die Mitte des 1. Jh. v. Chr. zu datieren, während die spätesten Platten ins das 2. Jh. nach Chr. einzuordnen sind, zeitgleich mit dem Bau der ayakas am Stupa. Die Ikonographie entspricht in vielen Punkten den Reliefs von Sanchi, den frühen Malereien von Ajanta und den älteren Reliefs aus Andhra. In vielen Details weichen die Darstellungen aber auch von ihnen ab; so wurden in Kanaganahalli z.B. ikonographische Konventionen zur Darstellung von Brahmanen nicht verwendet. Das Formenrepertoire bleibt insgesamt beschränkt; Komposition und Details vieler Reliefs sind relativ ähnlich, und dies ist wohl auch ein Grund dafür, dass die Reliefs mit erklärenden Inschriften versehen wurden. Das Projekt hat eine Reihe von Aufsätzen und vor allem das Buch Recent Discoveries at the Kanaganahalli Stupa: An Analysis of the 60 Dome Reliefs hervorgebracht, das Anfang 2017 erscheinen wird.
Publications
- 2012, Māndhātar, the universal monarch, and the meaning of representations of the cakravartin in the Amaravati School, and of the kings on the Kanganhalli stūpa, in: Buddhist Narrative in Asia and Beyond. In Honour of HRH Princess Maha Chakri Siringhorn on Her Fifty-Fifth Birth Anniversary, ed. Peter Skilling / Justin McDaniel, Vols. 1-2, Bangkok: Institute of Thai Studies, Chulalongkorn University, Vol. 1, pp. 149-64
Zin, M.
- Gandhara & Andhra: Varying Traditions of Narrative Representations (Some observations on the arrangement of scenes citing the example of the Bodhisatva crossing the river Nairañjanā), in: Proceedings of the International Conference on the Archaeology of Buddhism in Asia, Archaeological Survey of India, ed. B.R. Mani, New Delhi, Delhi, 17th-19th February, 2012
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- The Buddha’s Relics and the Nāgas, An attempt to throw light on some depictions in the Amaravati School, in: Proceedings of the 21st Meeting of the European Association of South Asian Archaeology in Paris, July 2012, ed. V. Lefevre; Paris
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- 2015, Nur Gandhara? Zu Motiven der klassischen Antike in Andhra (incl. Kanaganahalli), in: Tribus, Jahrbuch des Linden-Museums, Stuttgart 64, pp. 178-205
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- The Techniques of the Narrative Representations in Old India (with an identification of one relief in Kanaganahalli), in: Image . Narration . Context – Visual Narratives in the Cultures and Societies of the Old World, Proceedings of the Workshop held at the Freiburg Institute for Advanced Studies, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 18-21.03.2015, ed. Fath, B. et al.
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- A Bizarre Story about Two Kings, Identification of some Andhra Reliefs as Scenes from the Sutasoma-Saudasa Narrative, in: Prof. A.K. Narain Commemoration Volume: From Local to Global. Papers in Asian History and Culture, ed. Kamal Sheel, Charles Willemen and Kenneth Zysk. Vol. 2, Delhi 2017, pp. 550 ff.
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