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Das fetale MEG zur Untersuchung der funktionellen Gehirnaktivität an wachstumsretardierten und gesunden Feten

Fachliche Zuordnung Gynäkologie und Geburtshilfe
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 179342229
 
Feten mit einer intrauterinen Wachstumsrestriktion (IUGR= intrauterine growth-restriction), die aufgrund einer Plazentainsuffizienz unterversorgt sind, zeigen in Studien eine erhöhte peri- und postnatale Mortalität und Morbidität, manchmal mit den Folgen einer irreversiblen körperlichen und geistigen Schädigung. Dies ist nicht nur im Hinblick auf Komplikationen durch eine eventuelle Frühgeburt zu sehen. Heute weiß man im Hinblick auf die so genannte fetale Programmierung, dass eine Plazentainsuffizienz sich auf weit mehr als nur das Wachstum des Feten auswirkt. Es gibt Hinweise, dass u.a. die Entwicklung eines späteren Diabetes oder einer chronischen Hypertonie häufiger sind, sowie auch neurologisch-kognitive Defizite vermehrt bestehen. Bislang existiert kein Verfahren, das diesen für den Feten pathologischen intrauterinen Zustand funktionell ausreichend beschreibt, bzw. eine Graduierung bzw. Einstufung desselben erlaubt. Die etablierten diagnostischen Möglichkeiten wie z.B. der Dopplerultraschall feto-maternaler Gefäße oder das Kardiotokogramm geben nur bedingt Auskunft und nur indirekt Aufschluss über fetales Wohlbefinden mittels der Messung vegetativer Reaktionen wie Herzfrequenzschwankungen und Durchblutungsveränderungen. Insbesondere erlauben die Verfahren keine Beurteilung der Hirnfunktion. Die Entwicklung des fetalen Gehirns, seine Ausreifung, insbesondere im Kontext einer intrauterinen Mangelversorgung, ist heute nur wenig erforscht. Wohl nimmt das fetale Gehirn aber in der pränatalen Diagnostik und bei der Gewichtung präpartaler medizinischer Entscheidungen aufgrund seiner hohen Vulnerabilität und den möglichen langfristigen Schädigungen eine Stellung ein. Der Zeitpunkt einer Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung kann mit den heutigen Methoden antepartal nicht eindeutig festgelegt werden und Konsequenzen der Beeinträchtigung auf die spätere Kindsentwicklung sind bisher weitgehend unklar. Die Methode der fetalen Magnetoenzephalographie (fMEG) bietet erstmalig die Möglichkeit einer nicht–invasiven Funktionsbeschreibung der fetalen zerebralen Aktivität intrauterin. Das fMEG kann durch externe Reize, z.B. akustisch oder visuell, ausgelöste Hirnpotentiale oder auch die Spontanaktivität am fetalen Gehirn messen. Es ist damit geeignet die fetale Hirnentwicklung zu beurteilen. Im August 2008 wurde das weltweit zweite, dezidierte fMEG-System mit Unterstützung der DFG (GZ: BI 195/50) an der Universität Tübingen installiert. Von grundlegendem Interesse ist, den prognostischen Nutzen der Methode für die Geburtshilfe zu evaluieren, um zukünftig zuverlässig die fetale Hirnentwicklung und eventuelle Abweichungen von der Normalentwicklung bereits intrauterin abzuschätzen. Eine mögliche Fragestellung ist beispielsweise die Entscheidung des besten Entbindungszeitpunkts unter Abwägung der Frühgeburtlichkeitsrisiken gegenüber der Gefahr einer intrauterinen Schädigung durch die auf den Feten wirkende plazentare Minderversorgung. Ziel des angestrebten Forschungsvorhabens ist es daher, die fetale Hirnfunktionsentwicklung an wachstumsretardierten Feten magnetenzephalographisch zu untersuchen. Es sollen Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Wachstumsrestriktion und der Hirnfunktion gewonnen werden. Dazu werden schwerwiegende IUGR-Formen in Subgruppen gesondert betrachtet. Normwerte der fetalen Hirnaktivität werden an gesund entwickelten Feten erfasst. Zur Prognoseabschätzung der neurologischen Kindsentwicklung werden neonatale fMEG-Messungen und neurologische Folgeuntersuchungen inklusive standardisierter Testverfahren im Kleinkindalter zur kognitiven Entwicklungsbeurteilung angeschlossen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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