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Multimodales Neuroimaging x Optogenetics: ein neuer Ansatz zur Untersuchung von Belohnungsprozessen unter pathologischen Bedingungen

Fachliche Zuordnung Biologische Psychiatrie
Förderung Förderung von 2010 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 174466612
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Kokainabhängigkeit ist eine Erkrankung des Gehirns. Beim Übergang von gelegentlichem Konsum zu süchtigem Verhalten treten strukturelle und funktionelle Veränderungen auf, die zum Fortschreiten der Erkrankung beitragen. Aufgabe dieses Projektes war es, ein DSM-IV/5-basiertes Rattenmodell der Kokainabhängigkeit zu etablieren und Querschnitts- und Langzeit-multimodale-Neuroimaging-Studien durchzuführen, um neurochemische Veränderungen, strukturelle Veränderungen in weißer und grauer Substanz und Änderungen in der funktionellen Konnektivität im Verlauf des Suchtzyklus zu zeigen. Erwartete Ergebnisse waren (i) Aufdeckung Neuroimaging-basierter Biomarker für Kokainsucht, (ii) Auffinden neuropathologischer Mechanismen des Suchtverhaltens und (iii) Etablierung neuer, auf diese Mechanismen zielende Interventionen. Das DSM-IV/5-basierte Tiermodell der Kokainsucht wurde erfolgreich entwickelt. Genau wie beim Menschen werden nur 15% der Ratten dabei süchtig. Mit Hilfe von FDG-PET konnten von uns metabolische Biomarker für kontrollierten Drogenkonsum und Kontrollverlust identifiziert werden. Insbesondere zeigen wir, dass ein erhöhter Glukosestoffwechsel im Caudate Putamen und dem medialen präfrontalen Kortex für kontrollierten Drogenkonsum steht, während der Verlust der striatalen und präfrontalen Stoffwechselaktivität und die Reduktion des Stoffwechsels in kortikalen Bereichen auf süchtiges Verhalten hindeuten. Metabolische Biomarker wären eine gute Hilfe für die Entwicklung klinischer Behandlungsmethoden. So sollte eine Intervention, ob pharmakologisch, verhaltens- oder neuromodulatorisch, in der Lage sein, die metabolische präfrontale Aktivität wiederherzustellen, was dann auf die Wiedererlangung der Kontrolle des Kokainkonsums hindeuten würde. Zukünftige klinische Studien sollten untersuchen, ob ähnliche metabolische Veränderungen in Freizeitkonsumenten und Kokainsüchtigen beobachtet werden können. Andere prognostische Befunde beziehen sich auf Messungen des Volumens der grauen Substanz. Unsere Voxel-basierte Morphometrie zeigt, dass die Verhaltensunterschiede, die süchtige gegenüber nicht-süchtigen Tieren charakterisieren, durch divergente regionale Co-Varianz der grauen Substanz reflektiert werden. So bietet die Morphometrie spezifische neuroanatomische Korrelate von Verhaltensdimensionen der Sucht. Diese präklinischen Befunde sind Informationsquellen für zukünftige Neuroimaging-Studien bei süchtigen Patienten, welche auf strukturelle Marker zielen, die prädiktive Verhaltensdiagnosekriterien von DSM-5 widerspiegeln. Um mechanistische Einsichten zu erhalten, haben wir ein multiskalen neurochemisches Konnektom des Rattenhirns konstruiert, welches in Verbindung mit unseren effektiven Konnektivitäts-Karten spezifische neurochemische Fingerabdrücke eines süchtigen vs. nicht-süchtigen Gehirns abrufen kann. Die neurochemischen Fingerabdrücke bei Versuchsratten sind von hohem translationalen Wert, wie durch unsere Lanzeitspektroskopie-Untersuchungen an Glutamat- Konzentrationen gezeigt werden konnte – so zeigen Ratten in verschiedenen Stadien des Suchtzyklus ähnliche Veränderungen im regionalen Glutamatgehalt wie süchtige Menschen. In der Konsequenz konnten wir zeigen, dass ein verstärkter Glutamatspiegel durch Aktivierung von metabotropen Glutamat-2-Rezeptoren (mGluR2) das suchtbezogene Verhalten deutlich reduziert. Daher scheint die Anwendung von mGluR2-Agonisten eine neue pharmakologische Interventionsstrategie für Verlangen und Rückfall zu sein.

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