Gegenstand des Projekts war die metropolitane Vergnügungskultur der „langen Jahrhundertwende" 1880 bis 1930 als Medium der modernen Großstadterfahrung. Die modernen Metropolen wirkten in vielfacher Hinsicht auf die Wahrnehmungsmuster und Erfahrungen ihrer Bewohner/innen und Besucher/innen. In ihrer Vergnügungskultur wurden Erfahrungen im dreifachen Sinne „gemacht": Sie wurden hergestellt von professionellen Anbietern, erlebt von den Zuschauer/inne/n und Teilnehmer/inne/n und gleichzeitig als Gegenstand der Vergnügungskultur reproduziert und reflektiert. Vor allen Dingen durch diese dritte Ebene der Großstadtrepräsentation wurde die Vergnügungskultur - so das zentrale Argument des Projekts - zu einem Medium und Katalysator der „inneren Urbanisierung" (Gottfried Korff), also der mentalen Verarbeitung und Aneignung der großstädtischen Lebensverhältnisse. Dieser Zusammenhang von metropolitaner Vergnügungskultur und „innerer Urbanisierung" wurde in dem Projekt anhand des populären Theaters, der Oper, des Tanzes, der Populärmusik, des Vergnügungsparks und des Drogenkonsums herausgearbeitet und offengelegt. Im Zentrum stand dabei Berlin in seinen internationalen Bezügen, d.h. als kosmopolitische Metropole, in der die internationalen Einflüsse aus anderen Vergnügungsmetropolen wie Paris, London oder New York stets präsent waren, aber auch in lokal eigensinniger Weise angeeignet wurden. Neben der Einsicht in den genannten Zusammenhang von Vergnügungskultur und „innerer Urbanisierung" gehört diese Herausarbeitung der internationalen Verflochtenheit der Vergnügungskultur schon um 1900 zu den wichtigsten Ergebnissen des Projekts. Ein weiteres Ergebnis besteht in der Relativierung des Zäsurcharakters des Ersten Weltkriegs. Es steht außer Frage, dass der Erste Weltkrieg sich auch auf den Wandel der metropolitanen Vergnügungskultur nachhaltig auswirkte. Das Forschungsprojekt konnte aber zeigen, dass sich zentrale Elemente, Genres und Funktionsweisen der Vergnügungskultur, die oftmals mit den „Goldenen Zwanzigern" in Verbindung gebracht werden, schon vor dem Ersten Weltkrieg herausgebildet hatten. Neben zahlreichen Einzelveröffentlichungen und den Qualifikationsarbeiten, die im Zusammenhang mit dem Projekt entstanden sind, ist eine gemeinsame Projektmonographie erarbeitet worden, in der die zentralen Ergebnisse des Projekts zusammengeführt werden. Mehrfach wurde in Presse und Rundfunk über die Projektarbeit berichtet. Konferenzorganisationen, Vortragsreisen und die Einrichtung einer „Berliner Doktorand/inn/en-Werkstatt zur Stadtgeschichte" haben zur regionalen, nationalen und internationalen Vernetzung und Verbreitung der Projektergebnisse beigetragen.