Dekolonisierung und Erinnerungspolitik. Schulbücher im Kontext gesellschaftlicher Konflikte in Frankreich (1962-2009)

• Antragsteller: Professor Dr. Eckhardt Fuchs
• Fachliche Zuordnung: Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
• Förderung: Förderung von 2010 bis 2015
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 171630067

Das beantragte Projekt untersucht am Beispiel der konfliktträchtigen französischen Erinnerungspolitik zur Dekolonisierung, wie sich aus „realen“ historischen Konflikten ein Konflikt der Deutungen – die guerre des mémoires – entwickelt hat. Dies erfolgt anhand von Schulbüchern für Geschichte und éducation civique zwischen 1962 und 2009, gelten doch Schulbücher als „nationale Autobiographien“ und bilden sie ein gesellschaftlich relevantes und staatlich legitimiertes Archiv historischen Wissens, in dem historische Zäsuren, Wandel und Konflikte definiert, verdeckt oder auch dramatisiert werden. Die Zielsetzung des Projekts besteht in der diachronen Analyse der Repräsentationen von Kolonialismus, Dekolonisierung und postkolonialer Immigration im Medium Schulbuch. Erstens wird das Projekt eine Bestandsaufnahme der entsprechenden Selbst- und Fremdbeschreibungen in den Schulbüchern vornehmen. Zweitens werden die Dimensionen von Konflikt und Wandel in den historischen Narrativen der Dekolonisierung untersucht. Daran anschließend werden diese drittens in der postkolonialen Erinnerungspolitik in Frankreich kontextualisiert. Darüber hinaus wird schließlich viertens anhand der Debatten um die lois mémorielles von 2005 untersucht, wie Schulbücher in diesem Zusammenhang zum Gegenstand öffentlicher Kontroversen wurden und inwieweit sich diese wiederum im Schulbuch niederschlagen. Mit diesem Projekt wird anhand einer spezifischen Quellengattung ein innovativer Beitrag zur internationalen Debatte um Erinnerungspolitik, die sich inzwischen zu einem prominenten Forschungsfeld entwickelt hat, geleistet.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen