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Der Umgang der Jurisprudenz mit literarischen Texten anhand niederländischsprachiger Literatur in Belgien und afrikaanssprachiger Literatur in Südafrika

Subject Area European and American Literary and Cultural Studies
Term from 2009 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 162491376
 
Literatur kann aus unterschiedlichen Gründen zum Gegenstand von juristischen Verfahren werden, wobei die Bereiche Obszönität, Blasphemie, Politik/öffentliche Ordnung, Beleidigung und Schutz der Privatsphäre die meisten Fälle abdecken. Im vorliegenden Projekt soll diese Gruppe von straf- und zivilrechtlichen Prozessen in Belgien und Südafrika untersucht werden. Die Verfahren werden aus literaturwissenschaftlicher Perspektive historisch und systematisch daraufhin befragt, welchen Grad an institutioneller Autonomie die Jurisprudenz literarischen Texten zuerkennt und welche Auffassungen von Art, Eigenschaften und Funktion von Literatur in der Jurisprudenz vertreten und legitimiert werden. Die leitenden Hypothesen sind das Ergebnis von Vorarbeiten bezüglich des Umgangs der niederländischen Jurisprudenz mit Literatur, die auf einen Zusammenhang zwischen der Ausbildung eines literarischen Feldes (sensu Bourdieu) in den Niederlanden Ende des 19. Jh.s. und dem Entstehen des Konzepts der exceptio artis in der niederländischen Jurisprudenz in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jh. hinweisen. Auf der Grundlage von Varianten der idealistischen Ästhetik und in Anlehnung an die bei zeitgenössischen Kennern dominante Poetik erhält Kunst bzw. Literatur einen Sonderstatus, der jedoch keine generelle Garantie der Straffreiheit bietet. Diese Konstellation bleibt in ihrer institutionellen und poetologischen Dimension bis ins 21. Jh. hinein weitgehend stabil. Die mit Bezug auf die Niederlande aufgestellten Hypothesen sollen im vorliegenden Projekt anhand juristischer Verfahren vom 19. bis zum 21. Jh. gegen niederländischsprachige Literatur in Belgien bzw. (mit dem Niederländischen eng verwandte) afrikaanssprachige Literatur in Südafrika überprüft und präzisiert werden. Zugleich soll das Projekt die Frage klären, inwiefern eine systematische Erweiterung der vergleichenden Forschungsperspektive um weitere Länder und Sprachen sinnvoll ist.
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