Die Biomassezusammensetzung (Kohlenstoff:Nährstoff Quoten) von Phytoplanktongemeinschaften hängt von der Verfügbarkeit von Licht und Nährstoffen ab. Im Süßwasser sind Kohlenstoff:Phosphor (C:P) Quoten der Algenbiomasse wichtige Parameter, welche die Effizienz der Ressourcennutzung von Algengemeinschaften und deren Futtereignung für Zooplankton charakterisieren. Deswegen ist es wichtig, die grundlegenden Mechanismen zu kennen, welche die Biomassezusammensetzung von Phytoplanktongemeinschaften beeinflussen. Die Art der Nährstoffaufnahme des Phytoplanktons kann dafür ein wichtiger Faktor sein. Mixotrophe Algen können, zusätzlich zur Photosynthese, Kohlenstoff über heterotrophe Ernährung aufnehmen und Nährstoffe nicht nur gelöst, sondern auch in partikulärer Form konsumieren. Mixotrophe Algen sind in Seen - abhängig vom Nährstoffgehalt - unterschiedlich stark vertreten. Beobachtete nährstoffabhängige Unterschiede in der Dynamik der Biomassezusammensetzung von Phytoplanktongemeinschaften könnten daher zum Teil auf diesen Unterschieden beruhen. Unsere Untersuchungen zeigten aber, dass nicht wie vermutet der Anteil an Mixotrophie, sondern die Diversität der Algengemeinschaften die Dynamik der Biomassezusammensetzung des Phytoplanktons entscheidend mitbestimmt. In Labor- und Freilandversuchen wurden die mechanistischen Hintergründe des Zusammenhangs zwischen Biodiversität und Algenbiomassezusammensetzung geklärt. Diese Versuche zeigten klar, dass ein Zusammenhang zwischen der Biodiversität von Phytoplanktongemeinschaften und deren Kohlenstoffaufnahme besteht. Die funktionellen Gruppen einer Phytoplanktongemeinschaft unterscheiden sich durch unterschiedliche Zusammensetzungen photosynthetisch aktiver Pigmente. Es konnte gezeigt werden, dass die funktionelle Diversität (Pigmentdiversität) des Phytoplanktons eine Funktion der taxonomischen Diversität ist. Eine Zunahme der Biodiversität und damit eine Erhöhung der funktionellen Diversität waren mit einer effektiveren Nutzung des Lichts und damit einer höheren Kohlenstoffaufnahme verbunden. Die Aufnahme von Kohlenstoff und die Nährstoffaufnahme sind bei Algen nicht direkt gekoppelt, weswegen Algen sehr variable Biomassezusammensetzungen aufweisen können. Die höhere Effizienz der Ressourcennutzung von hoch diversen Phytoplanktongemeinschaften muss folglich auch Konsequenzen für die Biomassezusammensetzung der Phytoplanktongemeinschaften haben. In weiteren Labor- und Freilandversuchen konnte gezeigt werden, dass die Aufnahme von Phosphor mit höherer Phytoplanktondiversität nicht in vergleichbarem Maße anstieg wie dies bei der Kohlenstoffaufnahme zu beobachten war. Dies wiederum resultierte in steigenden C:P Quoten der Phytoplanktongemeinschaften. Phytoplankton mit hohen C:P Quoten wird als Futter mit geringer Qualität für Zooplankton wie z.B. Daphnia betrachtet. Dies kann die Transfereffizienz zwischen Phytound Zooplankton beeinträchtigen, was wiederum Auswirkungen auf das gesamte pelagische Nahrungsnetz haben kann. Im Rahmen dieses Projekts konnte eine der ersten mechanistischen Erklärungen für bereits beobachtete Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen aufgezeigt werden. Diese Untersuchungen erlauben nun a priori Vorhersagen über die Bedeutung von Biodiversität in pelagischen Ökosystemen und erweitern beschreibende Zusammenhänge zwischen Diversität und Ökosystemprozesse aus vergleichenden Studien um ein kausales Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen.