Die oben aufgeführten Ergebnisse lassen sich wie folgt noch einmal kurz zusammenfassen: Es ließen sich erkenntnistheoretische und praktisch relevante Resultate generieren: Die Organisation der Obst- und Gemüsewertschöpfungskette im Rahmen des Standards zeichnet sich durch hohe Komplexität und eine Steuerung von ihrem Ende in der Marktregion aus. Konkret existieren hierbei verschiedene kettenexterne Einflüsse aus der Marktregion (externe Cross Regional Influences), die sich zusammen mit den internen Cross Regional Influences (durch die Käufer) auf die gesamte Kette auswirken. Aufgrund der Cross Regional Influences und einer mangelnden Berücksichtigung der Gegebenheiten, Ziele, Möglichkeiten und Bedürfnisse der Produzenten und weiterer Akteure bestehen in den untersuchten Produzentenregionen im Globalen Süden oft Probleme bei der Umsetzung des Standards. Diese schlagen sich auch in der Entwicklung alternativer und informeller Lösungen im Umgang mit dem Standard nieder. Das Ausmaß der Umsetzungsprobleme unterscheidet sich u.a. in Abhängigkeit von der Art der Integration der Betriebe in die Kette. Hierbei ließen sich neben formalen Zertifizierungen auch informelle „Zertifizierungsarten“ unterscheiden. Diese informellen Arrangements erklären sich aus den internen und externen Rahmenbedingungen, Kompetenzniveaus und finanziellen Möglichkeiten der Akteure des afrikanischen Gartenbaus, mit dem nicht primär für diesen Kontext gestalteten Standard umzugehen. Das Ausmaß der Umsetzungsprobleme unterscheidet sich auch in Abhängigkeit von der Integration in das regionale Umfeld. Grundsätzlich zeigte sich, dass die Integration in horizontale Vernetzungen Vorteile für die Bauern mit sich bringen kann. Bezogen auf die Umsetzung des Standards wurde allerdings deutlich, dass i.d.R. nur Vernetzungen mit Akteuren einen positiven Einfluss besitzen, die über den Zugang zu speziellen regionsexternen Fachwissen verfügen. Die spezifischen Anforderungen von GlobalGAP an Wissen und Unterstützung können oft nicht durch lokale Akteure gedeckt werden Die Kenntnis über die Ursachen und Wirkungen von Umsetzungsproblemen sowie die identifizierten Vernetzungen und Strategien ermöglichten das Aufzeigen und Bewerten konkreter Handlungsperspektiven für die beteiligten Akteure. Entsprechend ließen sich auch verschiedene Handlungsperspektiven aufzeigen (z.B. Anpassung und Vereinfachung von Standards und Wissenstransfers, stärkere Berücksichtigung bestehender Organisationsformen). Die gewonnenen Erkenntnisse und der verwendete erweiterte Analyserahmen stellen einen allgemeinen theoretisch-konzeptionellen Erkenntnisgewinn im Bereich der Wertschöpfungskettenansätze dar. So ergeben sich u.a. Erweiterungen des GVC-Konzepts in folgenden Bereichen: • Interne und externe Cross Regional Influences besitzen eine große Bedeutung für die Akteure der Produzentenregion und ihre Teilhabemöglichkeiten in den Ketten. • Informelle Arrangements können einen erheblichen Teil der aktuellen Organisation der Wertschöpfungsketten ausmachen (gerade im Globalen Süden). • Unterschiedliche Zielsysteme und -konflikte der einzelnen Akteure können wesentliche Treiber und Mitverursacher der Entstehung informeller Arrangements sein.