Die im 15. Jahrhundert unter kaiserlicher Anordnung unternommene Zusammenstellung, Erweiterung, Kommentierung, daher Zuordnung und Generierung klassischer Texte in Form von Kompendien (Daquan: da - groß; quan - vollständig) stellen ein in der Geistesgeschichte Chinas einmaliges Neuarrangement des Wissens dar, und zwar vor dem Hintergrund der Fragmentierung durch die Mongolen-Herrschaft und der neuen staatsideologischen Ausrichtung. Wichtige Momente, die den historischen Wandel als Wissensgeschichte und als Geschichte einer Neuordnung der Wissensbestände begreifbar machen könnten - so eine der Grundannahmen der Forschergruppe -, tauchen hier exemplarisch auf. Das Projekt bietet die Möglichkeit, durch den Vergleich der chinesischen Wissenschaftsgeschichte mit christlich-europäischen Kontext kritisch zu hinterfragen, ob die dort funktionierenden Strukturen des Wissenswandels einen allgemeinen Charakter haben und ob die Wissensgenerierung und Autorisierung in ihren Verlaufsstrukturen Mustern folgen, die sich bei genauerem Hinsehen als kulturübergreifend erweisen könnten. Die bisherigen Vorträge und Diskussionen in der Forschergruppe deuten in diese Richtung; dies betrifft insbesondere die Typik der Wissensgenerierung. Deutliche Differenzen zeigen sich jedoch in der Wissenszuordnung, Wissenskatalogisierung und in der Frage, was eigentlich als ¿Wissen akzeptiert wird.
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