Der Blickkontakt spielt in der Interaktion zwischen Personen eine entscheidende Rolle. Er dient der Einschätzung der Absichten, Wünsche und der emotionalen Verfassung unseres Gegenübers und hilft uns, verbale Aussagen zu relativieren, adäquat zu reagieren, usw. Entsprechend ausgeprägt ist unsere Fähigkeit, die Blickrichtung eines Menschen zu erkennen. Wir haben eine Technik entwickelt, diese Fähigkeit zu messen, indem wir die Größe des subjektiven Blickkegels erfassen. Ausgehend von Vorarbeiten wissen wir, dass sich Sozialphobiker in sozialen Kontexten weitaus eher und häufiger angeschaut fühlen als gesunde Vergleichspersonen. Vereinfacht gesagt scheinen Sozialphobiker einen ausgedehnteren Blick zu erleben, wenn sie in einer sozialen Situation sind. Die Maße, die diesem Befund zugrunde liegen, haben wir zunächst optimiert. Danach konnten wir zeigen, dass die subjektive Weite des Blickkegels tatsächlich ein kognitives Korrelat für den Grad einer Angststörung darstellt. Dabei zeigte sich, dass alle Angststörungen, die wir untersuchten, diesen Effekt hatten, er also nicht auf soziale Phobien beschränkt ist. Depression hat keinerlei Auswirkungen auf die erlebte Blickrichtung und Blickweite. Bei Phobikern hat sich eine kognitive Verhaltenstherapie als auch insofern als erfolgreich erweisen, als sie mit einer Reduzierung des Blickkegels einherging, die mit dem Therapieerfolg in Zusammenhang gebracht werden kann. Persönlichkeitsfaktoren bei gesunden Probanden hatten keinen hinreichend großen Einfluss auf den Blickkegel. Insgesamt zeigt sich, dass die Breite des Blickkegels ein Korrelat der Angststörung ist, welches durchaus im therapeutischen Kontext eingesetzt werden kann.