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Das Führen eines Kraftfahrzeugs unter Doppeltätigkeitsbelastung: Altersbedingte Leistungsunterschiede in Gefahrensituationen
Antragsteller
Professor Dr. Jochen Müsseler, seit 5/2005
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12979954
Doppeltätigkeiten sind im Alltag wie auch im Beruf allgegenwärtig. Eine Koordination verschiedener Tätigkeiten wird durch neue Informationstechnologien immer häufiger gefordert. Ein Kraftfahrer reagiert beispielsweise während des Fahrens auf Informationen, die das Navigationssystem, die Onboard-Unit des Mautsystems, das Funkgerät oder auch nur der Verkehrsfunk bereitstellt. Auf diese Zusatzinformationen müssen v.a. Berufskraftfahrer (z.B. Taxifahrer, LKW-Fahrer) reagieren. Unter günstigen Bedingungen, also bei geringer Verkehrsdichte und vergleichsweise langsamer Fahrt, gelingt es häufig, Erstaufgabe (das Führen des Fahrzeugs) und Zweitaufgabe (z.B. das Bedienen des Navigationssystems) erfolgreich zu koordinieren. Liegen weniger günstige Verkehrsbedingungen vor, ist gerade unter Doppeltätigkeitsbelastung mit Einbußen der Reaktionsfähigkeit auf kritische Verkehrssituationen zu rechnen. Diese Einbußen betreffen vermutlich insbesondere ältere Kraftfahrer, und sie dürften davon abhängen, ob die Zweitaufgabe zur auszuführenden Reaktion in der Erstaufgabe kompatible oder inkompatible Information bereitstellt. Gegenstand des Projekts sind daher die altersabhängigen temporären Leistungseinbußen in Gefahrensituationen des Straßenverkehrs, die bei Doppeltätigkeit und unter verschiedenen Kompatibilitätsbeziehungen zwischen den Aufgaben zu erwarten sind. Der vorliegende Projektantrag zielt darauf ab, die Befunde und theoretischen Implikationen zu Doppeltätigkeit und Kompatibilität unter Anwendungsgesichtspunkten zu spezifizieren. In Laboraufgaben soll geklärt werden, unter welchen Bedingungen mit Leistungseinbußen bei Doppeltätigkeit in verkehrsähnlichen Situationen zu rechnen ist und inwieweit diese insbesondere bei älteren Arbeitnehmern auftreten. Dabei sollen zwei Fragestellungen fokussiert werden, die sich gerade beim Führen eines Kraftfahrzeugs von Bedeutung sind. Während in der Grundlagenforschung vorrangig Aufgaben kombiniert werden, die weit gehend funktional unabhängig voneinander sind, hat man es beim Führen eines Kraftfahrzeugs häufig auch mit funktional abhängigen Aufgaben zu tun. Konkret heißt das, dass die Zweitaufgabe (z.B. das Auslesen von Information des Navigationssystems) oft Konsequenzen für die Erstaufgabe (also das Führen des Fahrzeugs) hat. Je nach Verkehrslage werden diese Informationen für die Bearbeitung der Erstaufgabe genutzt. Vollkommen ungeklärt ist, inwieweit mit unterschiedlichen Leistungseinbußen bei funktional abhängigen und unabhängigen Aufgaben zu rechnen ist und ob diese mit dem Alter variieren. Aus den Ergebnissen des Projekts sollen dann Empfehlungen für die altersdifferenzierte Gestaltung der Bedienelemente sowie ggfs. Vorschläge für Trainingskonzepte für ältere Berufskraftfahrer entwickelt werden.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 1184:
Altersdifferenzierte Arbeitssysteme
Beteiligte Person
Professorin Dr. Gisa Aschersleben