Kunst und Arbeit. Zum Verhältnis von Ästhetik und Arbeitsanthropologie vom 18. bis zum 21. Jahrhundert
Final Report Abstract
„Kunst“ und „Arbeit“ sind Diskurse, die beide mit den Umorganisationen kultureller Semantiken im 18. Jahrhundert subjektkonstituierenden Charakter erhalten und dabei aufeinander bezogen werden: Der „Mensch“ wird als primär arbeitendes Wesen gefasst; Kunstproduktion und -rezeption entweder als Erhöhung zu seinem eigentlichen Kern oder zumindest als Korrektiv zum Alltag des Arbeitens. Die entsprechenden Diskurse stehen häufig in deutlicher Differenz zu den tatsächlichen Bedingungen von „Arbeit“ und „Kunst“; ihnen kommt aber formierender Charakter zu, indem sie die Selbstbeschreibungen und damit Reproduktionsbedingungen dieser kulturellen Felder prägen. Von dieser Prägekraft her werden beide Diskurse politisch für die Hervorbringung sozialer Subjekte und ihrer Vernetzung eingesetzt. Bis in die Umgestaltung der Arbeitswelt im Zeichen der Globalisierung seit Ende des 20. Jahrhunderts hinein bleiben die Elemente beider Diskurse erstaunlich stabil, ihre Anordnung wird aber einer beständigen Reorganisation unterzogen. Vor allem ist eine „Wucherung“ zu beobachten, mit der die entsprechenden Diskurse sich verselbständigen: Auch kulturelle Bereiche jenseits von „Kunst“ und „Arbeit“ werden verstärkt von deren jeweiligen Maßstäben und ihrem Wechselverhältnis her beurteilt. Besonders virulent zeigt sich diese Konstellation in Arbeitswelt und Kunstbetrieb des frühen 21. Jahrhunderts. In den der Organisation der Arbeitswelt dienenden Selbstbeschreibungen, Narrativen und Phantasmen finden sich zahlreiche traditionelle Künstlermythen selektiv eingesetzt, während der Kunstbetrieb sich umgekehrt gängiger Semantiken des Arbeitens bedient. Beide Diskurse werden so in die unter den neuen gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen ausgetesteten Formen der Subjektivierung, lockeren Vernetzung und Kollektivierung eingespeist. Ihre historisch gewachsene Evidenz steht einerseits in Spannung zu den neuartigen kulturellen Anforderungen, trägt aber auch zu deren Plausibilisierung und Stabilisierung bei. Das Netzwerk ist in der Öffentlichkeit auf breite Resonanz gestoßen. Es gab eine Reihe von Anfragen zu Diskussionsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen etc. Dieses Interesse wird sicherlich nach Erscheinen der geplanten Publikationen noch zunehmen.