Phylogenetische Analysen der Gattung Crocus L. (Iridaceae) zeigen, dass die derzeitige taxonomische Einteilung der Arten in Untergattungen und Serien nicht die Verwandtschaftsverhältnisse in Crocus widerspiegeln. Um eine langfristig stabile Taxonomie der Gattung zu erreichen gliedern wir die Arten in neuen, natürlichen Gruppen. Fast alle, bisher als Unterarten von Crocus biflorus eigestuften Taxa, erwiesen sich als gute und voneinander unabhängig evolvierende Linien. Diese werden derzeit als Arten neu beschrieben. Im Kerngebiet der Verbreitung dieser Arten im Hochland von Anatolien zeigt sich, dass nicht nur die geographische Isolation (die Hochregionen der Bergzüge sind durch bewaldetes Tiefland voneinander getrennt, was keine Migration der Krokusarten erlaubt) zur schnellen Artbildung in Crocus beigetragen hat, sondern dass schnelle Änderungen der Karyotypen und Chromosomenzahlen ebenfalls eine Barriere für Genfluss darstellen. So zeigt sich häufig, dass sympatrisch vorkommende Populationen unterschiedlicher aber nahe verwandter Arten in der Chromosomenzahl differieren. Dies verhindert Hybridisierung. In Crocus kommt es so zu einer schnellen Radiation, die durch die Instabilität der Karyotypen ebenso getrieben wird wie durch die pleistozänen Klimaschwankungen, die immer wieder geographisch Barrieren entstehen und verschwinden ließen und so die immer neue Differenzierung von Populationen in Arten erlaubte.