Sexuelle Moderne und Wahn. Die Figur der ver-rückten Frau in der urbanen Bohème 1890-1933

Applicant Professorin Dr. Beate Binder
Subject Area Modern and Contemporary History
Social and Cultural Anthropology and Ethnology
Term from 2009 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 74013535
 

Project Description

Das Projekt untersucht die Schnittstelle zwischen der ‚Entdeckung der Sexualität’ als wissenschaftliches und soziales Feld und einer zeitspezifischen Psyche-Pathologisierung von Weiblichkeit. Im hegemonialen Diskurs um die Moderne wird Weiblichkeit in Motivzuspitzungen wie Krankheit, Dämonisierung (Fin de Siècle), Prostitution (Expressionismus/DaDa) und Amoralität (Neue Sachlichkeit) allegorisiert und sexualisiert. Den umfänglichen Forschungen zur strukturellen Misogynie der Epochenselbstwahrnehmung soll damit eine Untersuchung sozialer und textueller Praktiken von Akteurinnen gegenübergestellt werden, die solche Anrufungen unterläuft. Ausgangspunkt ist die These, dass eine bislang nicht als diskursive Formation wahrgenommene weibliche ‚Sexuelle Moderne’ von radikalen Feministinnen, Sexualreformerinnen, Autorinnen und Künstlerinnen mit einer ‚Neuen sexuellen Ethik’ experimentiert und deshalb vielfach für ‚verrückt’ erklärt wird. Dieser im ‚Schwellenraum’ einer urbanen Bohème performativ ausagierte ‚Wahn-Sinn’ soll als Normkritik gelesen werden und danach gefragt werden, wie diese Wahnsinnsetikettierung ironisch besetzt, resignifiziert und dissidentisch produktiv gemacht wurden.
DFG Programme Research Units
Subproject of FOR 1120:  Cultures of Madness. The Liminal Phenomena of Urban Modernity, 1870-1930
Participating Person Professorin Dr. Inge Stephan