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Diskursanalyse des öffentlichen Sprachgebrauchs der Weimarer Republik

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 109076263
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hatte zum Ziel, eine Lücke in der Erforschung politisch-öffentlicher Sprache und damit in der Sprachgeschichtsschreibung des Deutschen zu schließen, die u.a. von Peter von Polenz in seiner großen dreibändigen Sprachgeschichte des Deutschen konstatiert worden war. Das Projekt folgte seinem Vorschlag, diese Forschungslücke in der Tradition der für die Zeit nach 1945 vorgelegten Untersuchungen zum öffentlichen Sprachgebrauch, wie sie insbesondere im Band „Kontroverse Begriffe“ von 1995 vorgelegt worden sind, zu schließen. Das beinhaltet, dass als gesellschaftlich zentral erachtete unterschiedliche Themenfelder, die als „Diskurse“ verstanden werden, in Form von Sprachgeschichts-Erzählungen des Gebrauchs zentraler und in der Regel umstrittener, „brisanter“ Schlüsselwörter dargestellt werden. Auf der Grundlage eines umfangreichen Korpus von Pressetexten und Parlamentsprotokollen sowie einer erprobten Methodik wurden in dem Projekt insgesamt zwölf Themenbereiche/Diskurse intensiv bearbeitet und im Jahre 2015 in der Projektmonographie „Diskursgeschichte der Weimarer Republik“ in Kapiteln von 25 bis 97 Seiten dokumentiert. Im Einzelnen untersucht wurden die folgenden Diskurse: Der Diskurs um die Reichsfarben schwarz-rot-gold, der Diskurs über die Staatsform, der wehr- und rüstungspolitische sowie der wirtschafts- und sozialpolitische Diskurs, der Diskurs über die „europäische Einigung“, der Diskurs um die Rolle der Frau in der Weimarer Republik, der Antisemitismus-Diskurs, die Kontroverse um den § 218, der Diskurs über Ehe, Eherecht und Partnerschaftsethik, der Kampf um den § 175, die Diskussionen um „Schund und Schmutz“ in Film und Literatur sowie der Bildungsdiskurs. Als einzelthemenübergreifende, auch interdisziplinär relevante Aspekte können festgehalten werden, dass deutlich wurde, dass viele Weimarer Diskurse frappierende Analogien und Ähnlichkeiten zu thematisch entsprechenden Diskursen der Bundesrepublik Deutschland aufweisen und insofern nicht nur die demokratischen Qualtäten, sondern auch die Modernität der Weimarer Republik anhand ihrer Diskursgeschichte belegt werden kann. Auffallend ist dabei auch, dass in den entsprechenden bundesrepublikanischen Diskursen nicht oder nur selten auf die Erfahrungen und Analogien aus der Weimarer Demokratie zurückgegriffen worden ist. Deutlich wurde zudem, dass viele der behandelten Diskurse auch schon Vorläufer in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches hatten. Dies macht es wünschenswert, eine gründlichere Kenntnis auch der Diskurse des Kaiserreiches von 1871 bis 1918 zu erarbeiten, um die Weimarer Diskurse in all ihrem Facettenreichtum tiefgehender zu verstehen und die Traditionslinien seit dem 19. Jahrhundert herauszuarbeiten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2009: Zum Konzept einer Sprachgeschichte der Weimarer Republik. In: APTUM. Zeitschrift f. Sprachkritik u. Sprachkultur 5, H. 1, S. 1-17
    Eitz, Thorsten
  • 2013: A Political Catholic View: Discourses on Judenfrage in the Daily Newspaper Germania 1918-1933. In: Geraldine Horan/Felicity Rash/ Daniel Wildmann (eds.): English and German Nationalist and Anti-Semitic Discourse, 1871-1945. Oxford u.a., S. 71-89
    Engelhardt, Isabelle
  • 2013: Semantische Kämpfe in der Weimarer Republik. Zur vergessenen Geschichte politischer Sprache in Deutschland. In: Jörg Kilian/Thomas Niehr (Hgg.): Politik als sprachlich gebundenes Wissen. Politische Sprache im lebenslangen Lernen und politischen Handeln. Bremen, S. 33- 44
    Eitz, Thorsten/Wengeler, Martin
  • 2013: Vergessene Diskurse? Zur Diskursgeschichte der Weimarer Republik am Beispiel des Themas Wirtschaft. In: Ekkehard Felder (Hg.): Faktizitätsherstellung in Diskursen. Die Macht des Deklarativen. Berlin/New York, S. 309-327
    Eitz, Thorsten/Wengeler, Martin
  • 2013: Von „‚Wirtschaftsdemokratie‘ ist ein Begriffsbastard‘“ bis „Steuern runter macht Deutschland munter“. Zur Geschichte von Wirtschaftsdiskursen im 20. Jahrhundert. In: Sprachwissenschaft 38, H. 1, S. 71-99
    Wengeler, Martin
  • 2014: Semantische Kämpfe in Wirtschaftsdiskussionen der Weimarer Republik. Eine Diskursanalyse des öffentlichen Sprachgebrauchs. In: Heidrun Kämper/Peter Haslinger/Thomas Raithel (Hg.): Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte. Diskurse der frühen Weimarer Republik. Berlin, S. 359-373
    Eitz, Thorsten/Wengeler, Martin
  • 2015: Diskursgeschichte der Weimarer Republik. 2 Bände. Mit einem Vorwort von Georg Stötzel. Georg Olms Verlag Hildesheim/Zürich/New York
    Eitz, Thorsten/Engelhardt, Isabelle
 
 

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